Einen Reim in Ehren…
Schluss mit lustig ist bei Volker Henning aus Bad Liebenstein noch lange nicht. 2014 erscheint sein zwölfter Gedichtband, bereits im September
gab es den „Hans-Huckebein-Preis" für seine heiteren Verse.
Von Susann Winkel
Im Auto hat Volker Henning immer ein, paar Zettel liegen. Und einen Stift. Könnte ja sein, dass sich auf der Fahrt zum Supermarkt
oder zum Bäcker ein Reim in seinen Kopf hinein schleicht. Oder er über ein Stückchen Alltag sinniert, das er noch nicht bedichtet hat. Für diesen Fall also, jenes für Schreibernaturen so unerträgliche
Verflüchtigen" von Geistesblitzen, ist der Bad Liebensteiner gerüstet. Unterwegs und daheim sowieso. Weshalb ihm seit Mitte der Neunzigerjahre auch kaum ein Vers entwischt sein dürfte.
Über 1300 humoristische Gedichte hat der 64-Jährige bereits zu Papier und anschließend in elf Büchern herausgebracht. Das zwölfte ist in Arbeit auf einem
anderen Schreibtisch des Kurstädtchens - dem von Illustrator Ralf Böhme alias Rabe. Böhme gestaltet die Cover und einige Innenseiten. Seit 1994 schon. Noch ohne den vertrauten, spitzen Bleistiftstrich des alten
Karnevalsgefährten hatte Volker Henning im Frühling drei seiner jüngsten Gedichte für den Hans-Huckebein-Preis eingereicht. Mit der neu gestifteten Auszeichnung wurden Ende September im niedersächsischen Stadthagen
erstmals Autoren gewürdigt, die sich der Versdichtung Wilhelm Buschs verpflichtet fühlen, bislang aber „nur für die Schublade geschrieben haben". Letzteres trifft nun zwar nicht zu auf Volker Henning, Ersteres
jedoch umso mehr. Weshalb die Trophäe in Gestalt von Buschs unglückseligem Raben nicht zu Unrecht ihren Platz in dem kleinen Wintergarten gefunden hat, in dem Volker Henning sein Arbeitszimmer eingerichtet hat.
Eines mit Weitsicht zu allen Seiten, die nicht schaden kann, wenn man in dezent-ironischem Unterton das eigenwillige Verhaltensweisen seiner Artgenossen studiert, wie die Jury ihre Wahl begründete.
Das tut der frühere Berufsschullehrer schon seit Anfang der Siebziger. Damals begann er Büttenreden zu schreiben. Hielt sie auch. Es waren seine ersten
Schreibversuche. „Den Anstoß für meine künstlerisch-humoristische Arbeit gab jedoch der Bad Liebensteiner Männerchor”, erzählt er. Als Conferencier oblag es ihm, die Scherz- und Trinklieder des Chors
anzukündigen und geistreich durchs Programm zu führen. Als 1994 ein Auftritt vor einem Schützenverein anstand, suchte Volker Henning nach passenden Versen. Aber weder bei Heinz Erhardt noch bei Busch oder Eugen Roth
wurde er fündig. Also dichtete er selbst: „Ein Schützenkönig ist ein Mann, der schießen und auch trinken kann." Und hörte nicht mehr auf damit. 1995 erscheint der Gedichtband „Typisch Henning", dann
jährlich einer bis 2000 „Schluss mit lustig" tatsächlich alles vorbei sein soll.
War es aber nicht. Drei Jahre lässt er sich Zeit, bis wieder etwa 120 Gedichte für den Band „Na sowas" verfasst sind. Seither hat die Vers-
Produktion nicht mehr geruht, gleichwohl es vorbei ist mit dem enormen Tempo der Anfangsjahre. Mittlerweile erscheinen die Bücher im Eigenverlag „Romuh", der erst rückwärts gelesen Sinn, ergibt. Oder Unsinn.
Anders als der Direktverkauf bei Lesungen läuft der Absatz über den Buchhandel eher schleppend. Aber das kennt Volker Henning schon. „Humor ist schwierig zu verkaufen", hatten ihm die großen Verlage immer
wieder geantwortet; als er seine Manuskripte einreichte.
Um die lukrative Seite der Dichtkunst kann es dem Ruheständler also nicht gehen. Aber um „die Freude, andere Menschen zum Schmunzeln zu bringen”,
die Welt mit seinen Versen ein wenig fröhlicher zu machen. Dafür hält er regelmäßig Lesungen, dafür beteiligte er sich mit eigenem Messestand bei den dritten Thüringer Buch-Tagen in Jena. Sein gehegtes und
gepflegtes Hobby - stets nach gleichem Versmaß und mit Endreim versehen - gewinnt mit den Jahren zusehends an Professionalität. Nur mit den Themen wird es zusehends schwierig, die nämlich mag Volker Henning partout
nicht wiederholen. Nicht einmal bei seinem 1301. heiteren Gedicht.
Das Kirmeszelt
Lederhosen, Trachtenjacken, ab und zu ein Bier im Nacken, oh, wie schön ist doch die Welt heu' in einem Kirmeszelt.
Senfverschmierte Hemdenkragen, schales Bier in großen Lagen, saure Gurken, Schinkenspeck, auf der Hose Bratwurstfleck.
Männer, die an Tischen johlen und die ewig Nachschub holen, drängen sich auf Bänken dicht, manche über Sollgewicht.
( Auszug aus einem der drei für den Preis eingereichten Gedichte)
Noch mehr heitere Verse gibt es auf der Internetseite des Autors: www.volker-henning.de
( Presseartikel erschienen im Freien Wort und in der Südthüringer Zeitung am 09.10.2013 )
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